Redebeitrag am 17.10.25: Haus Leipzig

Das Haus Leipzig …

… ein scheinbar normaler Veranstaltungsort in Leipzig. Selbstbezeichnung: Location für ausgewählte Events …

Am Dienstag nächste Woche ist auch wieder ganz ausgewählt Uwe Steimle zu Gast, diesmal in Begleitung von Helmut Schleich. Titel: „Bayrisch-sächsischer Freundschaftsabend“

Steimle ist durch seine Rollen als Jens Hinrichs in Polizeiruf 110 sowie als Günther Zieschong im Kabarett bekannt geworden. Bis zur Absetzung im Dezember 2019 war „Steimles Welt“ beim MDR ein weiteres Format. Die Absetzung erfolgte nach mehreren Provokationen des Kabarettisten, laut MDR sei keine vertrauensvolle Zusammenarbeit mehr möglich.

Der Kabarettist vermengt Bühne und Biografie. „ich bin Zieschong“, erklärte Steimle von sich selbst und setzt Privatperson und Kunstfigur in eins. Wer aber ist er dann, wenn er mit T-Shirt-Sprüchen posiert, die mit NS-Propaganda kokettieren oder gemeinsam mit Neonazis Musik macht?

Als Kabarettist provoziert Uwe Steimle regelmäßig – so weit, so normal. Dabei vertritt er allerdings regelmäßig problematische Positionen. So glorifiziert er die DDR und bagatellisiert staatliche Überwachung und Repression. Heute gebe es – im Vergleich zur DDR – keine Meinungsfreiheit. Vielmehr würden wir in einem „besetzten Land“ und einer „Scheindemokratie“ leben. Damit nimmt Steimle direkte Anleihen bei Verschwörungstheorien und Reichsbürger-Ideolgie. Seine Feindbilder sind die Presse, u.a. in Person der renommierten Fernsehmoderatorin Marietta Slomka welche als „Marionetta Slomka“ verunglimpft wird, die USA, Israel und Juden*Jüdinnen, politische Gegner*innen und Geflüchtete.

Immer wieder nutzt Steimle in seiner Sprache antisemitische Codes und rassistische Fremdbezeichnungen. Er spielt weiterhin mit vermeintlich ironischen Slogans mit Bezug zum historischen Nationalsozialismus, zum Beispiel „Kraft durch Freunde“ und „Folg ohne Draum“. Er trat desweiteren bei Veranstaltungen der Bewegung der Pandemie-Leugner*innen und verschiedenen rechten und verschwörungsideologischen Online-Formaten auf.

Eine umfangreiche, quellenreiche und lesenswerte Recherche zu Uwe Steimles politischen Positionen ist im Juni 2022 anlässlich seines Auftritts im Steintor-Varieté Halle bei Halle gegen Rechts erschienen.

Das Haus Leipzig fiel bereits in der Vergangenheit und auch in der Gegenwart mit seinen verschwörungsideologischen und auch antisemitischen Gäst*innen auf. So gab der Veranstaltungsort schon 2017 dem Verschwöungsideologen Erich von Däniken, 2018 dem Verschwörungsideologen Daniele Ganser sowie 2020, 2022 und 2024 Uwe Steimle und 2023 Lisa Eckhart eine Bühne.

Auch erwähnenswert: Am Wochenende vom 20. bis 22. Januar 2025 fanden die „Naturheiltage und Esoterikmesse“ im Haus statt. Neben Messeständen konnte an den drei Tagen ein umfangreiches Programm besucht werden. Dieses reichte von harmlosen Life-Coach-Angeboten („Von innerer Zerissenheit zu innerer Balance: Wege aus deinem emotionalen Chaos“) über unwissenschaftliche esoterische Angebote („Natürlich gesund in einer digitalen Welt. Trotz WLAN, Handystrahlung, 5G, Elektrosmog“) bis zu medizinischem Nonsens („Selbstheilung durch Körperbeobachtung, Selbstverantwortung und offene Bereitschaft zur Veränderung“). Teile des Programms sind anschlussfähig für verschwörungsideologische Narrative und antisemitische Denkmuster.

Ansonsten ist das Programm auf den ersten Blick meist unauffällig…

Doch genau darin liegt auch die Gefahr: In einen scheinbar unauffälligen Haus mit einen vielseitigen Programm wird wiederholt die Bühne für rechtsoffene Positionen frei gemacht.
Einer solchen, schleichenden Normalisierung darf kein Raum gegeben werden.

Wenn es nach uns geht, kann das Haus Leipzig einpacken!

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.