Thomasgasse & Germania

Wir befinden uns nun in der Thomasgasse. In der Hausnummer 2 hat eine international agierende Anwaltskanzlei ihren Sitz, in der Jurist Christopher L. 2020 tätig war und dies vermutlich auch nach wie vor ist.
Christopher L. Ist seit 1997 ein Mitglied der extrem rechten Leipzig Burschenschaft Germania und gehört zu den sogenannten Alten Herren der Burschenschaft. Im vergangenen Jahr berichteten das Rechercheportal „Sachsen-Anhalt rechtsaußen“, die TAZ und der MDR über Mitglieder der Burschenschaft Germania und deren Aktivitäten im Zusammenhang mit u.a. der Gründung eines rechten Preppernetzwerkes sowie einem Gewaltaufruf gegenüber einer Leipziger Abgeordneten der Linkspartei. Von Christopher L.´s Email-Account wurde im Frühjahr 2015 eine E-Mail an über 20 andere Mitglieder der „Germania“ verschickt. In dieser E-Mail rief Christopher L. zur Gewalt an den Eltern einer LINKEN-Landtags- und Stadtratsabgeordneten auf. Der E-Mail war ein Presseartikel über den Angriff auf einen Neonazi im Leipziger Stadtteil Wahren beigefügt. Christopher L. schrieb in der Mail, dass es höchste Zeit sei, „dass die Kutsche mal zurück zu der Politikerin kehre“ und man sich „diese mal vorknöpfen“ solle. Und, so L. weiter, „wenn diese nicht zu schnappen“ sei, dann könne man sich ja mal deren Mutter vornehmen. Neben dem vollen Namen der Mutter nannte er in der Email auch die Adresse des Ladens, in dem die Mutter zu dieser Zeit arbeitete und äußerte in diesem Zusammenhang die Hoffnung, dass ja vielleicht der ein oder andere Stein seinen Weg in dieses Geschäft finde.
Ein halbes Jahr später kam es dann tatsächlich zu einem Steinwurf – allerdings nicht auf das Ladengeschäft, sondern auf das Wohnhaus der Eltern der LINKEN-Politikern. Die Täter_innen blieben unbekannt. Die polizeilichen Ermittlungen wurden ohne Ergebnis eingestellt. Ein direkten Zusammenhang zwischen dem ein halbes Jahr zuvor von Christopher L. per Mail versandten Gewaltaufruf und dem dann nur wenig später tatsächlich erfolgten Angriff auf das Wohnhaus der Eltern ließ sich nicht nachweisen. Gleichzeitig gibt es aber auch keinerlei Hinweise darauf, dass sich die Empfänger dieser E-Mail in irgendeiner Weise darum bemühten, dem Gewaltaufruf etwas entgegen zu setzen. Der Zeitpunkt, zu dem der Angriff auf das Wohnhaus erfolgte, fällt zudem in eine Zeit, in der die rassistischen LEGIDA-Aufmärsche in Leipzig enormen Zuspruch fanden. Auch in dieses Zeit fällt die Entstehung eines rechten Preppernetzwerkes, ebenfalls bestehend aus Mitgliedern der Burschenschaft „Germania“.
Die Öffentlichkeit erfuhr von der E-Mail und dem Angriff auf das Wohnhaus der Eltern der LINKEN-Politikerin erst im Sommer 2020. Im Rahmen einer Reportage konfrontierten Journalist_innen des MDR Christopher L., den Verfasser der E-Mail, mit den Ergebnissen ihrer Recherchen. Auf telefonische Nachfrage bestritt Christopher L. gegenüber dem MDR, Verfasser dieser Mail gewesen zu sein. Auch sei er laut eigener Aussage nie Mitglied der Burschenschaft „Germania“ gewesen. Dem MDR zufolge bestätigten andere langjährige Mitglieder der „Germania“ sowie vorliegende Dokumente allerdings eindeutig, dass Christopher L. Seit vielen Jahren Mitglied dieser Burschenschaft ist.