Antifaschistische Radtour 13.10.2021 – KEW 2021

Ihr seid eingeladen zu einer antifaschistischen Radtour durch das Leipziger Zentrum. Wir möchten mit euch zusammen Orte mit aktueller Relevanz für rechtsradikale Strukturen aufsuchen und über diese informieren. Konkret geht es um Personen und Strukturen in Justiz und Burschenschaften sowie aus dem Sicherheits- und Veranstaltungsgewerbe. Es wird einzelne Kundgebungen mit Redebeiträgen an den jeweiligen Orten geben.

Leipzig gilt als “linke Hochburg” in Sachsen, jedoch fällt bei genauerem Hinsehen auf, dass rechtsradikale Strukturen in dieser Stadt Tradition haben und mitnichten einfach verschwunden sind. Rechtsradikale Netzwerke aus Leipzig fallen seit vielen Jahren mit Übergriffen und der Unterstützung neonazistisches Strukturen in Sachsen und darüber hinaus auf. Darüber möchten wir gerade diejenigen informieren, die in diesem Jahr nach Leipzig gezogen sind.

Es geht am 13.10.2021 um 15.00 Uhr an der Moritzbastei los.

Zieht euch Wetterfest an, lasst das Handy zu Hause und denkt an den Mund-und-Nasen-Schutz.

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Keine jugendliche Dummheit, sondern ein Teil gefestigter neonazistischer Strukturen

Eigentlich hätte es keinen weiteren Anlass für diesen Text gebraucht, um Timo Feuchts Lippenbekenntnisse in Bezug auf seine Läuterung als das zu benennen, was sie sind – nähmlich einfache Heuchelei. Aber ein in der Berliner Zeitung erschienener Artikel macht es noch einmal deutlich, wie wichtig es ist, Neonazis nicht nach eigenem Belieben entscheiden zu lassen, welches Bild sich von ihnen in der Öffentlichkeit durchsetzt.
Der folgende Beitrag wäre auch so veröffentlicht worden. Doch muss nun noch einmal vorangestellt werden, dass ein emphatisches Porträt des neonazistischen Schlägers, nichts daran ändert, dass Feucht bisher keinen Anlass dazu geliefert hat, ihn getrennt von seiner Rolle in der organisierten Neonaziszene zu sehen. Dass sich dabei die Berliner Zeitung in einem nicht tiefer gehend recherchierten Artikel dazu herablässt, Feucht und den deutschen MMA Funktionär Michael Wachter als antirassistisches Dreamteam zu inszenieren, ist nichts mehr als ein billiger Versuch sich rein zu waschen.

Timo Feucht als Repräsentant der Anti-Racism-Kampagne der Global Association of Mixed Martial Arts einzusetzen, ist berechnend, durch keinerlei Handlungen Feuchts gerechtfertigt und somit zynisch.

Wer ist Timo “Teddy” Feucht?

Der 1996 geborene Timo Feucht wurde in der Fanszene des 1. FC Lokomotive Leipzig sozialisiert und trat im Jahr 2014 beim Abriss des NPD-Büros in der Odermannstraße 8 zum ersten Mal als Akteur im neonazistischen Umfeld in Erscheinung. Feucht tauchte tief in den Sumpf organisierter Neonazis um Akteure wie Thomas K., Christopher H. und Benjamin Brinsa ein. Timo Feucht trat 2015 mehrmals als Kämpfer bei der „Imperium Fightinging Championship“ (IFC) an. Er war zu diesem Zeitpunkt Teil des Teams um Benjamin Brinsa, gemeinsam mit weiteren bekannten Neonazis und rechten Schlägern aus Leipzig und dem Umland. Zu dieser Zeit stellte Feucht mehrfach seine Nähe zu diversen rechten Strukturen zur Schau, so bspw. mit einem T-Shirt der „Rowdys Eastside“ – einem rechten Motorrad Club mit besten Kontakten ins kriminelle Milieu –, welches er in einem Interview mit „Fight24.tv“ trug. Oder durch sein Tattoo “blue yellow army”, das Bezug auf die rechtsradikale Hooligangruppierung Szenario LOK nimmt, die sich selbst auflöste, um einem Verbot zuvorzukommen. Im Jahr 2016 beteiligte sich Feucht gleich zwei Mal an organisierten Angriffen auf politische Gegner*innen. Im Januar überfielen rund 250 Neonazis und rechte Hooligans in einem koordinierten Angriff den Stadtteil Leipzig-Connewitz und griffen dabei Menschen und Läden an. Und nicht nur war Timo Feucht einer der von der Polizei unmittelbar in Gewahrsam Genommenen, auch wurde ihm in einer der nachfolgenden Gerichtsverhandlungen durch die Aussage von einem Angeklagten eine Rolle in der Mobilisierung des Angriffes zugeordnet. Dieser Angeklagte berichtete in einem Prozess, dass es Feucht gewesen sei, der die Rundnachricht, die zum koordinierten Angriff mobilisierte, weiterverteilte und auch er diese von ihm erhalten hatte. Im Juni 2021 wurde Timo Feucht vor dem Amtsgericht in Eilenburg für seine Beteiligung in Connewitz nach Jugendstrafrecht zu einer Geldstrafe von 500 Euro verurteilt. In seiner knappen Einlassung behauptete er sich alleine nach Connewitz begeben zu haben und beklagte eine mediale Hetzkampagne gegen ihn, die seiner MMA-Karriere geschadet hätte. Er begründete seine dürftige Einlassung und das nicht benennen von weiteren Beteiligten, die er erkannt haben will und ihm bekannt seien damit, dass sein Gedächtnis durch die Schläge auf dem Kopf beim MMA nicht das Beste sei. Im September 2016 war Feucht bei dem versuchten Angriff auf Fans des Fußballclubs BSG Chemie in Gera beteiligt.

Wir sagen: In solche neonazistische Kreise stolpert keine*r einfach so rein. Timo Feucht war genau der Mann, der er sein wollte: Ein ins kriminelle Milieu vernetzter, gewaltausübender Neonazi.

Gescheiterter Anlauf für die UFC zu kämpfen

Neben seiner Karriere als Neonazi war Feucht immer mit dem Ausbau seiner Kämpferkarriere beschäftigt. Viele Jahre trainerte er im Imperium Fight Team und nahm an Kampfsportevents der Neonaziszene teil, wie dem “Imperium Fighting Championship” oder der “8. La Familia Fightnight”. Ab 2017 unternahm er den ersten Versuch, seine Karriere in professionellere Bahnen zu lenken. Kurzzeitig stand Feucht bei BRAVE FC unter Vertrag. Jedoch platze die Zusammenarbeit: ihm standen seine neonazistischen Aktivitäten im Weg. Und auch als Feucht im Jahr 2020 für die UFC in Abu Dhabi gegen Kenneth Bergh hätte kämpfen können, wurde dieser Vertrag von der UFC aufgekündigt, als diese von Timo Feuchts neonazistischen Aktivitäten erfuhren.

Angebliche Reue und Einsicht, um Karriere zu machen – Offene Türen bei GAMMAF

Zu diesem Zeitpunkt behauptete Feucht bereits, mit seinen alten Kameraden gebrochen zu haben. Den Gesinnungswandel begründet er mit der Geburt seines Sohnes im Frühjahr 2018, die bei ihm zu Einsicht und Veränderung geführt habe. Dabei scheint die Abkehr nicht sonderlich ernst gemeint zu sein, reiste Feucht noch im Herbst des gleichen Jahres zu einem Fussballspiel nach Łódź, in freundschaftlicher Begleitung des whoiswho der Leipziger Nazi- und Hooliganszene.

Dennoch ist Feuchts Lippenbekenntnis für GAMMAF, die deutsche MMA Amateur Federation ausreichend, um ihn kurzerhand zum Botschafter für Anti-Rassismus zu benennen.

Kein Vergessen: Timo Feucht als Repräsentant der Anti-Racism-Kampagne ist mehr als ein schlechter Witz.

Die Nachricht, dass Timo Feucht als Repräsentant einer Anti-Rassismus-Kampagne der GAMMAF eingesetzt wird, können wir nicht hinnehmen. Dieser „ehemalige“ Neonazi ist kein gutes Vorbild für junge Menschen, die sich für Kampfsport interessieren. Feucht verleiht seiner eigenen Aussage, sein damaliges Verhalten als Fehler anzusehen und die Bitte darum, eine zweite Chance zu bekommen, keinerlei Nachdruck durch Taten. Möglichkeiten dazu hätte es einige gegeben: So hätte er im Prozess gegen die Beteiligten am Angriff auf Leipzig-Connewitz zur Aufklärung des Angriffs auf Connewitz beitragen und seine tatsächliche Rolle in der Organisierung im Vorfeld eingestehen können. Timo Feucht könnte sein Wissen um die neonazistischen Strukturen in Leipzig und Umland zur Verfügung stellen und dazu beitragen, dass nicht weiterhin junge Menschen in den legalen und illegalen Gyms der Faschisten zu Straßenschlägern ausgebildet werden.
Stattdessen ist Feucht mit dem Aufbau eines neuen Images beschäftigt. Er trainiert seit einiger Zeit in dem im Allstar Training Center in Schweden und sucht die Nähe zu Kampfsportlern mit migrantischem Backround oder nicht-Weissen, um online seine Wandlung zu präsentieren.

Um es noch einmal ganz deutlich zu sagen: Wir glauben nicht, dass Timo Feucht ein geläuterter Ex-Neonazi ist; wir gehen davon aus, dass sein vermeintlicher Sinneswandel aus dem Zwang heraus geboren wurde, um sich seiner Karriere als professioneller Kampfsportler voll und ganz widmen zu können.

Die Global Association of Mixed Martial Arts sendet ein gefährliches Signal aus. Nicht nur ist es völlig konsequenzlos, als Neonazi Gewalt gegen andere Menschen ausgeübt zu haben, es reicht zu sagen, dass dies ein Fehler gewesen sei. Nein, genau diese Person bekommt als Repräsentant für die Anti-Racism-Kampagne eine besondere öffentliche Aufmerksamkeit zugesichert, die – so offensichtlich, so schäbig – abgeschlossene Verträge und einen Marktausbau des MMA-Sports in Deutschland bewirken soll.

Timo Feucht ist kein Repräsentant für Antirassismus. Feucht war Anhänger rassistischer, neonazistischer Strukturen in Leipzig. Dafür, dass er es nicht mehr ist, fehlt unserer Ansicht nach jeder Beleg. Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit seinen Kameraden und den Ideologien wofür diese stehen, ist bis heute nicht ersichtlich. Sein Werdegang ist kein warnendes Beispiel für junge Menschen. Der ihm in Aussicht gestellte Karriereneustart im MMA verhöhnt Betroffene rassistischer und rechter Gewalt und verspricht Neonazis alle Freiheiten, solange sie nur selbst von sich behaupten, dass sie keine Neonazis mehr sind!

 

Quellen

  • https://www.inventati.org/leipzig/?p=3985
  • https://www.inventati.org/leipzig/?p=4452
  • https://runtervondermatte.noblogs.org/ufc-nimmt-rechten-schlaeger-timo-feucht-unter-vertrag/
  • https://runtervondermatte.noblogs.org/der-kampf-der-nibelungen-2018-eine-erste-auswertung/
  • https://www.mmafighting.com/2020/7/11/21318073/ufc-timo-feucht-fight-island-releases-fighter-alleged-past-neo-nazi-ties-mma
  • https://cagesidepress.com/2021/03/11/gamma-timo-feucht-ufc-anti-racism/
  • https://twitter.com/1101Prozess/status/1403646364077150208
  • https://twitter.com/x_xjochen/status/1319214986393227265
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Antifaschistische Radtour 09. Mai, 14 Uhr, Rabet

Wir schwingen uns wieder auf den Sattel um sowohl historische Orte nationalsozialistischen Terrors als auch aktuelle Treffpunkte der radikalen Rechten sichtbar zu machen.

Schon seit Jahren sind rechte Kampfsportgyms bekannt als Trainigsorte militanter Neonazis. Es sind genau diese Orte, an denen sie für den Straßenkampf trainieren und menschenverachtende Männerbünde sich organisieren und Nachwuchs rekrutieren. Auch zuletzt wurde dies nur zu deutlich, als beim widerlichen Volksfest der Coronaleugner_Innen und Impfgegner_Innen am 07.11.20 zahlreiche Neonazikampfsportler und Hooligans in der leipziger Innenstadt die Auseinandersetzung suchten und teils bewaffnet Antifaschist_Innen angriffen. Es waren wieder die selben Gesichter aus den selben Zusammenhängen, die schon seit Jahren für zahlreiche Angriffe verantwortlich gemacht werden und immer wieder Präsenz zeigen, wenn rechte Raumnahme möglich erscheint.

Aus diesem Grund wollen wir mit der diesmaligen antifaschistischen Radtour die Rückzugs- und Trainingsorte dieser Täter_Innen ansteuern und sichtbar machen.

Zuerst möchten wir mit euch zusammen die Kamenzer Straße 10/12 besuchen. Ein Gebäudekomplex, in dem sich bis 1945 das größte Frauenaußenlager des KZ Buchenwald befand. In den letzten Jahren fiel das Gelände als Trainingsort des neonazistischen „Imperium Fight Team“ rund um den bekannten Neonazihooligan und Wurzener Stadtrat Benjamin Brinsa auf. Und auch als Treffpunkt der neonazistischen Rockerclique „Rowdys Eastside“, sowie als Ort für Neonazikonzerte ist die Kamenzer Straße bekannt.

Im Anschluss wird uns unser Weg nach Paunsdorf führen, wo wir am “Bushido-Sportcenter“ halt machen werden. Das “Sportcenter“, wie es sich selber nennt, ist Trainingsort des “Bushido Free Fight Team“ rund um die bekannten Neonazis Marko Zschörner und Martin Krause. Beide tauchten auch am 07.11.2020 in Leipzig auf und suchten zusammen mit den durch die Stadt marodirenden Hooligangruppen die Auseinandersetzung. Zschörner fiel dabei besonders auf, als er sich vermeintlich bewaffnet an Auseinandersetzungen rund um die Moritzbastei beteiligte.

Eine weitere Station auf unserer Route ist ein neuer Trainigsort des „Imperium Fight Team“ in Taucha. Ob und in wie weit das neue Gym in Taucha den Trainingsort in der Kamenzer Straße ablöst ist bisher noch nicht ganz klar. Allerdings verdeutlicht die mögliche Expansion des Schlägerteams rund um Brinsa und zahlreiche Beteiligte am Angriff auf Connewitz im Januar 2016, dass auch in Taucha mit Versuchen einer rechten Raumnahme durch die Neonazikampfsportler zu rechenen ist. Dies muss sichtbar gemacht werden.

Also kommt am 09.05. um 14 Uhr gut vorbereitet mit Fahrrad und Proviant zum Rabet. Wir werden unsere diesmalige antifaschistische Radtour anmelden. Da wir direkt an Orten der Neonazikampfsportszene halt machen und dort auch im Zuge des einen oder anderen Beitrags verweilen werden, ist es wie immer gut sich vorher auf unsere Tour vorzubereiten und am besten nicht allein zu kommen. Masken sind natürlich aus mehreren Gründen nach wie vor angebracht.

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Beiträge zu rechten Akteuren im Kampfsport in Leipzig

Wir dokumentieren im Folgenden zwei Beiträge zu rechten Akteuren im Kampfsport in Leipzig. Der Artikel Neonazistische und rechtsoffene Gyms stammt aus der Broschüre Leipziger Zustände 2021 von chronikLE, die ihr hier finden könnt:

Leipziger Zustände 2021

Der Artikel beschäftig sich mit den Stukturen der rechten Kampfsportszene in Leipzig. In der Broschüre findet sich der Artikel auf den Seiten 102–105 und wir haben ihn hier auch noch mal dokumentiert:

Neonazistische und rechtsoffene Gyms

Der zweite Beitrag Leipzig „Querdenken 711“ – bewaffnete Angriffe durch bekannte Neonazi-Kampfsportler und Trainer wurde bei Runter von der Matte veröffentlich und beschäftigt sich mit der Beteiligung von Akteuren der rechten Kampfsportszene in Leipzig an Angriffen rund um die Querdenken Demonastration am 7. November 2020 in Leipzig. Der Aritkel kann hier nachgelesen werden:

Leipzig „Querdenken 711“ – bewaffnete Angriffe durch bekannte Neonazi-Kampfsportler und Trainer

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Antifaschistischer Spaziergang 20.10.2020, 15:00 Uhr, Moritzbastei

Ihr seid eingeladen zu einem antifaschistischen Spaziergang durch das Leipziger Zentrum. Wir möchten mit euch zusammen Orte mit aktueller Relevanz für rechtsradikale Strukturen aufsuchen und über diese informieren. Konkret geht es um Personen und Strukturen in Justiz und Burschenschaften sowie aus dem Sicherheits- und Veranstaltungsgewerbe. Es wird einzelne Kundgebungen mit Redebeiträgen an den jeweiligen Orten geben.

Leipzig gilt als linke Hochburg, jedoch fällt bei genauerem Hinsehen auf, dass rechtsradikale Strukturen in dieser Stadt Tradition haben und mitnichten einfach verschwunden sind. Ein letzter Anlass machte dies erneut deutlich: Das Netzwerk rund um den sog. “Wiederstand Beuden” reicht über die Leipziger Burschenschaft Germania bis hinein in den Leipziger Justizapparat. Dies ist jedoch nur eine von mehreren rechtsradikalen Strukturen, auf die wir während des Spaziergangs aufmerksam machen wollen.

20. Oktober 2020 um 15 Uhr
Start an der Moritzbastei

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