NuoViso: Fast zwei Jahrzehnte rechter Bullshit

In der Hardenbergstraße 64 befinden sich die Produktionsräume des Videoportals NuoViso, mittlerweile auch unter NuoFlix bekannt. Seit fast zwei Jahrzehnten werden aus dem idyllisch gelegenen Hinterhaus in der Südvorstadt Fake-News, Verschwörungserzählungen, rechte und esoterischer Ideologien, sowie der ganze damit einhergehende menschenverachtende Müll wie Antisemitismus und Rassismus in die Welt gesendet.

Nur zu gern hofiert man dafür die selbst ernannten Stars der verschwörungsideologischen und neu-rechten Szene, kuschelt mit Holocaustleugnern und gibt Rassist*innen ein Podium. Hierfür werden über eine eigene Website und einen YouTube Kanal vor allem Talk-Formate und Dokumentationen ausgestrahlt, die zum Teil selbst von NuoViso produziert und gedreht werden, teils direkt in der Hardenbergstraße.

Gegründet wurde NuoViso Mitte der Nullerjahre von Frank H. in Leipzig. H., seines Zeichens selbst Verschwörunsgideologe und Filmemacher, veröffentlichte kurz danach sein filmisches Erstlingswerk, in dem er versucht die offizielle Darstellung des Terroranschlages auf das World Trade Center zu widerlegen. Seitdem hat H. NuoViso zu einem einschlägig bekannten Internetportal für esoterische bis verschwörungsideologische und offen rechte Videoinhalte ausgebaut.

Mittlerweile ist er jedoch nicht mehr allein verantwortlich, sondern betreibt NuoViso zusammen mit zwei weiteren Personen. Die drei sind außerdem Inhaber der Filmproduktionsfirma „kinemato“, die ebenso in der Hardenbergstraße 64 ansässig ist.

Neben unwissenschaftlichen Dokumentationen über Außerirdische, die man vielleicht noch belächeln kann, sind es vor allem die von NuoViso verbreiteten und in Teilen auch produzierten Gesprächsformate, die aufgrund ihrer Personalie und Inhalte keinen Zweifel an der antiemanzipatorischen Agenda des Portals aufkommen lassen. Hier gibt es nicht nur abgedrehte Verschwörungsideologen zu sehen, die geschichts- und naturwissenschaftliche Erklärungen ablehnen und ihre ganz eigene, meist antisemitische, Weltsicht präsentieren, sondern es werden auch Neonazis wie der Holocaustleugner Nicolai Nerling oder Faschist*innen wie Martin Sellner zum freundlichen Plausch geladen.

Ihnen wird gezielt eine Bühne geboten, um sich als harmlos dazustellen und dabei die eigene brandgefährliche Ideologie auszubreiten. Zudem wurden von NuoViso mehrere Jahre die Videoproduktionen des extrem rechten Compact-Magazins gesendet und auch produziert, bevor dieses 2015 mit dem eigenen Kanal Compact-TV an den Start gegangen ist.

Auf dem Kanal NuoViso findet sich jedoch nach wie vor eine Gesprächsrunde zwischen Compact-Chefredakteur Jürgen Elsässer und dem Rechtsterroristen Karl-Heinz Hoffmann, die über 100.000 Mal angeschaut wurde. Eine von NuoViso mit produzierte Dokumentation, die die Kriegsschuld Russlands nach dem Überfall auf die Ukraine in Frage stellt, wurde sogar über 1,3 Millionen Mal geklickt.

Jedoch beschränkt man sich nicht nur auf die eigenen Fernsehstudios und den digitalen Raum. Von den Akteur*innen um NuoViso werden regelmäßig unwissenschaftliche Konferenzen organisiert, wo Klimawandel leugnen zum guten Ton gehört oder auch schon einmal rechts-esoterische Siedlungsprojekte angelehnt an die Anastasia-Bewegung propagiert werden. Beispielhaft steht hierfür ein im Mai 2024 durchgeführter Kongress in Braunsbedra in Sachsen-Anhalt.

Und auch in Leipzig hat man bereitwillig seinen Teil zur ganz realen Offline-Entwicklung des verschwörungsideologischen und rechten Demonstrationsgeschehen beigetragen. Schon 2014 filmte NuoViso die sogenannten „Mahnwachen“ und sorgte für die virtuelle Verbreitung der Inhalte.

Von da war es nur ein kurzer Weg zu LEGIDA, wofür im Namen von Compact auch mindestens eine Rede dokumentiert wurde. Seitdem hat sich einiges getan, vor allem wurde versucht die Produktion zu professionalisieren. Wer es aushält, eines der neueren Formate länger als ein paar Minuten anzuschauen, fühlt sich von der Aufmachung her nicht selten an Sendungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks erinnert. Systemmedien und Lügenpresse werden von den NuoViso-Macher*innen zwar durchweg verteufelt, aber stilistisch bedient man sich gern beim „Mainstream“.

Denn man weiß: Einigermaßen solide produziert, lässt sich auch der größte Quatsch unter ein Publikum bringen. Gelernt wurde das anscheinend genau bei denen, die man so sehr verachtet. Nicht nur NuoViso-Gründer Frank H, sondern auch diverse Moderator*innen haben zuvor beim MDR gearbeitet. Nur anscheinend war ihnen der Heimatsender nicht heimatlich genug.

Kleines Beispiel gefällig: In einer im Februar dieses Jahres veröffentlichen Sendung der NuoFlix-Talkshow „Ruderboot“, die bewusst an die MDR-Sendung „Riverboat“ angelehnt ist, waren nicht nur Sachsens erster AfD-Bürgermeister Tim Lochner aus Pirna eingeladen, sondern auch der Rassist Hans-Georg Maßen und die Verlegerin Susanne D., die mit ihrer Kulturklitsche „Buchhaus Loschwitz“ als Gallionsfigur der Neuen Rechten im Raum Dresden verstanden werden muss.

Moderiert wurde das rechte Stelldichein vom Kabarettisten Uwe Steimle, der sich gern mal völkisch bis antisemitisch äußert und auch schon seinen Sendeplatz bim MDR verloren hat. Steimle war sich auch diesmal nicht zu schade mit einem T-Shirt seiner eigenen Kollektion aufzutreten, auf dem die sächsische Variante des Wortes „Patriot“ prangte. In der gleichen Kollektion finden sich auch Shirts mit dem an den Nationalsozialismus angelehnten Aufdruck „Kraft durch Freunde“. Wie nicht anders zu erwarten war, wurde während der Sendung nicht nur viel Mist erzählt, sondern auch kräftig Wahlkampf für Parteien am rechten Rand betrieben. Widerspruch gegenüber rechten Positionen suchte man vergebens, das Publikum schien überzeugt.

Und das ist nur ein Beispiel wie die Macher*innen von NuoFlix die rechtsalternative Gegenöffentlichkeit mitprägen. Das Videoportal besetzt einen Raum zwischen professionell aufgezogenen extrem rechten Sendern wie „Compact-TV“ und verschwörungsideolgischen DIY-Wohnzimmer-Streams. Durch das Angebot verschiedener Formate und Inhalte, fühlen sich Esoteriker*innen, Verschwörungsgläubige und Antisemit*innen ebenso angesprochen, wie Reichsbürger*innen und andere extreme Rechte.

Seitens NuoViso gibt man sich stets harmlos, man produziere ja nur Videos und will die Wahrheit berichten. Das erklärt wahrscheinlich warum NuoViso seit fast zwei Jahrzehnten ungehindert aus der Hardenbergstraße 64 senden kann. Und das trotz eindeutig menschenverachtender Inhalte.

Wir als antifaschistische Bewegung müssen uns dem entschieden entgegenstellen, sind es doch gerade solch harmlos wirkende Videoformate, die als Resonanzraum extrem rechter Ideologie fungieren und Rechte aller Couleur in ihrem Denken bestärken.

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