Das Ladenschlussbündnis ruft zu Protest gegen Verschwörungstheoretiker in Leipzig auf
An diesem Samstag (16.3.2013, 20 Uhr) treffen sich erneut (1) rechtslastige Verschwörungstheoretiker im Marriott-Hotel in der Leipziger City zu einer Veranstaltung, bei der die Opfer der Morde des „Nationalsozialistischen Untergrundes“ herabgewürdigt werden. Dazu eingeladen hat der umstrittene Publizist Jürgen Elsässer (2) unter dem Titel “Operation NSU: Neonazis, V-Männer und Agenten”. Elsässer, der selbst in Leipzig wohnt, vertritt offenbar die These, die rechtsterroristischen Morde seien lediglich eine „Inszenierung“ gewesen. Angeblich würden wahlweise „ausländische Geheimdienste“ oder die NATO hinter der Terrorserie stecken, der NSU habe dagegen nie existiert.
„Das ist eine so dreiste wie durchschaubare Verharmlosung der NSU-Anschläge“, so Stephanie Kesselbauer, Sprecherin des Leipziger Ladenschluss–Aktionsbündnis gegen Nazis. „Die Mordserie blieb so lange Zeit unaufgeklärt, weil rassistische Motive durch Ermittlungsbehörden systematisch geleugnet worden sind. Nichts anderes betreibt nun Jürgen Elsässer. Das ist eine nochmalige Herabwürdigung der Opfer und eine völlig inakzeptable Beleidigung der Hinterbliebenen.“
Beweise für seine Thesen hat Elsässer nicht. In der von ihm verantworteten Monatszeitschrift „Compact“ werden bereits seit geraumer Zeit Informationen aus Medienberichten so aneinandergereiht, dass sie als Material für eine Verschwörungstheorie taugen – selbst wenn sich Informationen längst als falsch herausgestellt haben. „Es sieht so als, als würde das Thema NSU hier gezielt vermarktet werden“, so Kesselbauern. Elsässers Schriften werden aktuell auch an einem Stand auf der Leipziger Buchmesse beworben.
Die Elsässer-Veranstaltung wird derweil sogar auf der Website der Leipziger NPD empfohlen. Bereits vor kurzem war ein verschwörungstheoretischer Artikel Elsässers über den NSU für die kommende Ausgabe der Neonazi-Zeitschrift „Recht & Wahrheit“ angekündigt worden. Diese Postille wird herausgegeben Meinolf Schönborn (3) aus Nordrhein-Westfalen, gegen den derzeit in mehreren Bundesländern wegen Bildung einer bewaffneten Gruppe ermittelt wird. „Das ist kein Zufall, sowohl Elsässer als auch seine Zeitschrift sind offen für die Themen der Rechten“, so Kesselbauer. Im Jahr 2006 hatte sich Elsässer, der zuvor in linken Bewegungen aktiv war, zum ersten Mal sichtbar der extremen Rechten zugewandt. Damals gab er einer neofaschistischen Zeitung aus Frankreich ein langes Interview.
Elsässers Ansichten sind heute sehr gefragt in einer größer werdenden Szene von „Verschwörungstheoretikern“. „Diese Leute deuten alles in der Welt als ein Ergebnis angeblicher Machenschaften angeblicher Geheimmächte“, erläutert Kesselbauer. „Es ist verstörend, dass ein renommiertes Hotel dafür Räume zur Verfügung stellt.“
Antifaschistische Initiativen in Leipzig kündigen an, kritisch gegen die Elsässer-Veranstaltung zu intervenieren. Kesselbauer: „Eine Verharmlosung des neonazistischen Terrors und die Leugnung rassistischer Morde in Deutschland werden wir nicht unkommentiert lassen.“
(1) https://www.chronikle.org/ereignis/verschwoerungstheoretiker-treffen-juergen-elsaesser-leipzig
https://www.chronikle.org/ereignis/verschw%C3%B6rungstheoretische-konferenz-911-schkeuditz
(2) weitere Texte zu den Inhalten von Jürgen Elsässer:
http://jungle-world.com/artikel/2010/49/42235.html
http://www.hagalil.com/01/de/Antisemitismus.php?itemid=221
http://reflexion-blog.com/?p=2353
http://www.publikative.org/2012/10/22/was-macht-scholl-latour-bei-elsasser/
https://kritischetheorie.wordpress.com/pamphlete/der-querfront-entgegentreten/
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