Leipzig, 9. Dezember 2019
34 zivilgesellschaftliche Initiativen, Vereine und Organisationen, sowie 3 Landtagsabgeordnete des sächsischen Landtages forden in einem offenen Brief die Stadt Leipzig und weitere Behörden auf, gegen ein rechtsradikales Zentrum aktiv zu werden.
Mehrere Vereine, Initiativen und zivilgesellschaftliche Institutionen fordern in einem offenen Brief, konsequenter gegen einen Treffpunkt der rechtsradikalen Szene in Leipzig vorzugehen. Der offene Brief wurde von “Ladenschluss – Aktionsbündnis gegen Neonazis” initiiert, einem Bündnis welches seit 2007 in Leipzig über neonazistische Strukturen informiert und aufklärt.
Das ehemalige KZ-Außenlager wird heute durch Neo-Nazis und Hooligans genutzt.
Von Sommer 1944 bis zur Befreiung Leipzigs durch die amerikanische Armee im April 1945 befand sich in der heutigen Kamenzer Straße 10/12 das Außenlager „HASAG Leipzig“ des KZ Buchenwald. Hier waren 5000 Frauen und Mädchen inhaftiert und mussten für die Hugo-Schneider-AG Rüstungsgüter produzieren. Es war damit das größte Außenlager des KZ Buchenwald. Als „politisch“ und „jüdisch“ deportierte Polinnen bildeten die Mehrheit der Inhaftierten.
Seit 2007 befindet sich das Gelände – inklusive eines orginalen Gebäudes – in privater Hand. Seither fanden hier wiederholt Rechtsrockkonzerte und „unpolitische“ Elektropartys statt.
“Wir wollen, dass alles für die Stadt Leipzig und weitere Behörden mögliche unternommen wird, damit den Neonazis dieser Raum entzogen wird. Zudem wollen wir, dass auf dem Gelände ein Gedenkort entsteht, denn hier befindet sich eines der letzten erhaltenen orginalen Gebäude aus der Zeit der NS-Zwangsarbeit in der Stadt”, so Theresa Grün vom Ladenschlussbündnis Leipzig.
Neben dem »Imperium Fight Team«, dessen Mitglieder teilweise auch an der Attacke von Neonazis auf Connewitz im Januar 2016 beteiligt waren und die im August 2018 auch in Chemnitz präsent waren, ist zudem auch der Motorradclub „Rowdys Eastside“ in der Kamenzer Straße 10/12 ansässig. Der seit 2015 bestehende Motorradclub firmiert auch als “Bruderschaft 18” – ein Kürzel für die Initialen Adolf Hitlers –, die ungefähr zehn Mitglieder sind neonazistische Fußballfans des 1. FC Lokomotive Leipzig. Sieben Connewitz-Angreifer werden dem Motorradclub zugeordnet.
“Über Leipzig hinaus beobachten wir mit großer Sorge die zunehmende bundesweite Vernetzung neonazistischer Strukturen. Sie reicht von Kampfsportgruppen, wie dem »Imperium Fight Team«, über Modelabels, über parlamentarische Kräfte bis hin zu Gleichgesinnten in Polizei und Bundeswehr. Als Treffpunkt der regionalen militanten rechten Szene stellt die Kamenzer Straße einen Beitrag zum Aufbau einer faschistischen Vernetzung dar, die das gesamtgesellschaftliche Klima zunehmend ins völkisch-nationale verschiebt”, so Theresa Grün weiter.
Grün abschließend: “Wenn das demokratische und weltoffene Selbstbild der Stadt Leipzig nicht bloß eine Worthülse sein soll, dann kann es nicht sein, dass es von der Stadt Leipzig bis heute noch keinen offensiven Umgang mit den rechten Strukturen in der Kamenzer Straße gibt.”