Demo am 17.12.11 – Alles muss man selber machen. Nazikonzert absagen!

Demo KC 2011

Die antifaschistische Kampagne Fence off und das Ladenschluss-Bündnis rufen auf zur Demonstration gegen das Konzert von „Kategorie C“: „Alles muss man selber machen – Nazikonzert absagen!“ am 17.12.2011, 17:00 Uhr ab Südplatz in Leipzig

Aufruf:

Wiederholt soll in Leipzig ein Neonazi-Konzert stattfinden. Für Sonnabend, 17. Dezember, wird auf einschlägigen Websites der Auftritt der Nazi-Band “Kategorie C – Hungrige Wölfe”, beworben. In der Nazi- ,der rechten Hooligan- und Rockerszene ist KC mittlerweile eine der beliebtesten und populärsten Bands.

„Kategorie C- Hungrige Wölfe“ bilden eine wichtige ideologische Brücke zwischen organisierten Neonazis und Personen mit einem noch nicht geschlossenen rechten Weltbild. Durch die in ihren Texten transportierte Mischung aus männlichen Chauvinismus, Nationalismus sowie einer Verklärung von Gewalt, schaffen sie Voraussetzungen für die Anschlussfähigkeit und die Akzeptanz von neonazistischen Ideologien. So bilden die Konzerte einen Sammelpunkt für bekennende Neonazis, rechtsoffenen Hooligans und Jugendlichen und haben somit ein politisierendes Moment.

Ein Veranstaltungsort in Leipzig wird für Samstag nicht genannt – “Kategorie C”-Konzerte werden, wie in der Szene üblich, konspirativ vorbereitet und durchgeführt. In Leipzig gelang dies in der jüngsten Vergangenheit mehrfach: Die Band spielte am 10. Juli 2010 beim Motorraldclub “Underdogs” im Gewerbepark Großzschocher sowie am 13. März 2009 und zuletzt am 21. Mai 2011 im “Club Lagerhof” nahe des Leipziger Hauptbahnhofs. Wahrscheinlich wird das kommende Konzert ebenfalls im Club Lagerhof stattfinden.

About KC

Die Band um ihren Frontmann Hannes Ostendorf existiert mit ein paar kleineren Unterbrechungen seit 1997. KC haben lange Zeit versucht sich als “unpolitische” Hooliganband zu präsentieren, dies gelang ihnen jedoch mehr schlecht als recht. Seit der Veröffentlichung des letzten Albums wird von Seiten der Band jedoch nicht mal mehr viel Wert auf dieses Versteckspiel gelegt. Die Verstrickungen der Protagonisten in der rechten Musikszene sind zu eindeutig und wurden auch immer wieder offen gelegt.

Sänger und Organisator der rechten Hooliganband „Kategorie C“ ist der Bremer Neonazi Hannes Ostendorf. Schon als Teenager wurde er in der Szene durch einschlägige Aktivitäten bekannt, so verübte er 1991 unter anderem einen Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft; er war damals Kopf einer sich selbst als „Penny-Crew“ bezeichnenden Jugendclique, die regelmäßig Jagd auf Linke, Punks und MigrantInnen machte. Sein Bruder Henrik Ostendorf, der nicht nur Mitglied bei den Bremer Hooligans von „Standarte Bremen“ ist, sondern auch im verbotenen Neonazi-Netzwerk „Blood & Honour“ mitwirkte, zeigte dem jüngeren Bruder Hannes schon früh, das sich Fußball und Politik vortrefflich verbinden lassen. So gründete Hannes Ostendorf 1997 nicht nur die Hooliganband „Kategorie C“ sondern wurde auch Mitglied in der lokalen „Blood & Honour“-Band „Nahkampf“.

Leipzig, Ort der Vielfalt

In Leipzig gibt es seit Jahren feste Nazistrukturen und Aktivitäten. Seit nunmehr 3 Jahren gibt es in Leipzig Lindenau das ‘Nationale Zentrum’ in der Odermannstraße 8. Das Objekt dient seitdem immer wieder als Ausgangspunkt für Angriffe auf PassantInnen. Vor Ort treffen sich nicht nur regelmäßig hiesige NPD-Mitglieder, sondern auch rechte Fußball-Hooligans und die ebenso gewaltbereiten Kameradschafts-Aktivisten*Innen des so genannten “Freien Netzes”,welche eine Wiedererrichtung des Nationalsozialismus propagieren. Teile der Nazis haben sich erst kürzlich einen weiteren Treffpunkt im Leipziger Osten, der Wurzener Straße, gesucht. Kurz darauf eröffnete im Täubchenweg in Reudnitz der Laden “Fighting Catwalk“, indem hauptsächlich die von Neonazis vertriebene und sehr beliebte Marke „Thor Steinar“ angeboten wird. In den Kollektionen der Marke fanden und finden sich deutliche Anspielungen auf die NS-Geschichte und den deutschen Kolonialismus, welche mit einem modischen Design verpackt wurden um mehr als die übliche Nazikundschaft anzulocken. Viele zivilgesellschaftliche und antifaschistische Gruppen Bundesrepublik werten die Marke und ihre Strategie damit als Versuch, Neonazi-Symbolik und Ideologie in der Mitte der Gesellschaft zu verankern. Aber Nazis haben in Leipzig bereits nicht nur eigene Treffpunkte und Läden, sie setzen ihre menschenverachtende Ideologie auch längst brutal auf der Straße um.

So ermordeten Neonazis in Leipzig 7 Menschen, weil sie nicht in ihr Weltbild passten. Leipzig ist bei rechten Morden in Sachsen einsamer Spitzenreiter und gehört auch bundesweit neben Berlin, Dortmund und Solingen zu jenen Orten, in denen am meisten Menschen von Neonazis ermordet wurden. Und entgegen alle Aussage handelt es sich hierbei keinesfalls um ein Phänomen der sogenannten Nachwendezeit oder der 90er Jahre. 2003 wurde ein 16-jähriger Schüler in Leipzig-Wahren von einem 19-jährigen Neonazi erstochen. 2008 traf es den wohnungslosen Karl- Heinz-T. Von einem Nachwuchs-Nazi wurde er auf einer Parkbank am Schwanenteich zu Tode geprügelt. Und erst letztes Jahr wurde Kamal K. von zwei Neonazis am Leipziger Hauptbahnhof erstochen. Tödliche Gewalt ist dabei nur die Speerspitze von alltäglicher und institutionalisierter Diskriminierung und Ausgrenzung von Menschen.Leipzig hat seit Jahren ein Problem mit Neonazis und menschenverachtenden Einstellungen, die auch in weiten Teilen der Bevölkerung und der Stadtpolitik selbst verankert sind.

Die Behörden tun sich in Sachsen und auch in Leipzig schwer dies zu erkennen und darauf zu reagieren. Zivilgesellschaftliche und antifaschistische Initiativen werden in Sachsen drangsaliert und verfolgt, während sich Nazis wie das Beispiel der “Zwickauer Zelle“ zeigt, hierher zurückziehen können und Menschen ermorden. Auch Leipzig scheint für Nazis eine sichere Bank zu seien, so kommt die Nazi-Band bereits das zweite Mal in diesem Jahr in Leipzig vorbei und muss hier nicht mit einem Verbot ihres Konzertes rechnen, wie es erst kürzlich in Bremen geschehen ist. Leipzig ist ein Ort der Vielfalt, besonders wenn es um Treffpunkte und Veranstaltungen für Neonazis gilt.

Wir werden diesen Umstand nicht weiter unkommentiert hinnehmen und am Samstag zum Ort den Nazi-Konzertes gehen und dafür eintreten, dass diese Scheiß Musik ausgemacht wird. Wir werden nicht tatenlos zusehen, dass Nazipropaganda einen Platz oder auch nur eine Sekunde Spielzeit bekommt!

* weitere Infos
* gemeinsame Pressemitteilung Fence off & Ladenschluss-Bündnis

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