Beiträge zu rechten Akteuren im Kampfsport in Leipzig

Wir dokumentieren im Folgenden zwei Beiträge zu rechten Akteuren im Kampfsport in Leipzig. Der Artikel Neonazistische und rechtsoffene Gyms stammt aus der Broschüre Leipziger Zustände 2021 von chronikLE, die ihr hier finden könnt:

Leipziger Zustände 2021

Der Artikel beschäftig sich mit den Stukturen der rechten Kampfsportszene in Leipzig. In der Broschüre findet sich der Artikel auf den Seiten 102–105 und wir haben ihn hier auch noch mal dokumentiert:

Neonazistische und rechtsoffene Gyms

Der zweite Beitrag Leipzig „Querdenken 711“ – bewaffnete Angriffe durch bekannte Neonazi-Kampfsportler und Trainer wurde bei Runter von der Matte veröffentlich und beschäftigt sich mit der Beteiligung von Akteuren der rechten Kampfsportszene in Leipzig an Angriffen rund um die Querdenken Demonastration am 7. November 2020 in Leipzig. Der Aritkel kann hier nachgelesen werden:

Leipzig „Querdenken 711“ – bewaffnete Angriffe durch bekannte Neonazi-Kampfsportler und Trainer

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Antifaschistischer Spaziergang 20.10.2020, 15:00 Uhr, Moritzbastei

Ihr seid eingeladen zu einem antifaschistischen Spaziergang durch das Leipziger Zentrum. Wir möchten mit euch zusammen Orte mit aktueller Relevanz für rechtsradikale Strukturen aufsuchen und über diese informieren. Konkret geht es um Personen und Strukturen in Justiz und Burschenschaften sowie aus dem Sicherheits- und Veranstaltungsgewerbe. Es wird einzelne Kundgebungen mit Redebeiträgen an den jeweiligen Orten geben.

Leipzig gilt als linke Hochburg, jedoch fällt bei genauerem Hinsehen auf, dass rechtsradikale Strukturen in dieser Stadt Tradition haben und mitnichten einfach verschwunden sind. Ein letzter Anlass machte dies erneut deutlich: Das Netzwerk rund um den sog. “Wiederstand Beuden” reicht über die Leipziger Burschenschaft Germania bis hinein in den Leipziger Justizapparat. Dies ist jedoch nur eine von mehreren rechtsradikalen Strukturen, auf die wir während des Spaziergangs aufmerksam machen wollen.

20. Oktober 2020 um 15 Uhr
Start an der Moritzbastei

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Antifaschistischer Gedenkrundgang nach Markleeberg und Gaschwitz

70 Teilnehmer*innen trafen sich mit Fahrrädern am Donnerstag den 6. August zu einem antifaschistischen Gedenkrundgang. Die Route führte vom Leipziger Süden über Markleeberg nach Gaschwitz und zurück. Entlang der Strecke machte die Gruppe an verschiedenen Stationen mit historischem und aktuellem Bezug halt. An diesen wurden kurze Redebeiträge mit Informationen zu den einzelnen Orten gehalten.

Der erste Halt war der Equipagenweg in Markleeberg. Hier befand sich von 1944 bis zum 13. April 1945 ein Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald. Im Redebeitrag wurde auf die Geschichte des Lagers eingangen und Berichte der Zeitzeugin Zahava Stessel vorgetragen.

Redebeitrag Equipagenweg: https://ladenschluss.noblogs.org/2020/08/06/antifaschistischer-gedenrundgang-nach-markleeberg-und-gaschwitz-redebeitrag-zum-ehemaligen-kz-aussenlager-am-equipagenweg/

Die nächste Station führte die Gruppe zur Neusässer Straße in Markleeberg. Teilnehmer*innen der Tour schlugen spontan einen Zwischenstopp vor und klärten die Gruppe über den Ort auf. Hier betreibt der Zahnarzt Gunnar G. seine Praxis. Laut Recherchen der Taz und von Sachsen-Anhalt Rechtsaußen gehört G. mutmaßlich zu einer Gruppe rechtsradikaler Prepper aus Sachsen und Sachsen-Anhalt die sich in Chatgruppen auf einen vermeintlich bevorstehenden “Rassenkrieg” vorbereiteten und für diesen Fall einen Rückzugsort im Ort Beuden in der Nähe von Krostiz bei Leipzig einrichten wollten. Teile der Gruppe sind auch Mitglieder der rechtsradikalen Burschenschaft Germania aus Leipzig.

Die letze Station wurde schließlich in Gaschwitz erreicht. Hier wurde am 4. Juli 1998 der portugiesische Zimmermann Nuno Lourenço von Neonazis aus Leipzig und dem Leipziger Umland angegriffen. Die Neonazis hatten nach der Niderlage der deutschen Fußballnationalmannschaft bei der WM in Frankreich beschlossen Jagd auf Migrant*innen zu machen. Nuno Lourenço wurde bei dem Angriff so schwer verletzt, dass er ein knappes halbes Jahr nach der Tat in Folge seiner Verletzungen verstarb. Im Redebeitrag wurde über die Details der Tat und den desaströsen Umgang der Justiz mit dieser berichtet.

Redebeitrag Gaschwitz: https://ladenschluss.noblogs.org/2020/08/06/antifaschistischer-gedenkrundgang-nach-markleeberg-und-gaschwitz-redebeitrag-gaschwitz-zum-rassistischen-angriff-auf-nuno-lourenco-am-4-juli-1998/

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Antifaschistischer Gedenkrundgang nach Markleeberg und Gaschwitz: Redebeitrag Gaschwitz zum rassistischen Angriff auf Nuno Lourenço am 4. Juli 1998

Niemand ist vergessen.

Der rechte Terror ist in Deutschland schon längst trauriger Alltag, wie hier in Gaschwitz zu sehen ist.

Der portugiesische Zimmermann Nuno Lourenço war wegen eines Montage-Auftrages für ein halbes Jahr nach Deutschland gekommen. Er arbeitete auf der heutigen MDR-Zentrale im Leipziger Süden.

Am 4. Juli 1998, Nuno Lourenços 49. Geburtstag, verließ er mit vier Kollegen die gemeinsame Unterkunft in Gaschwitz (Markkleeberg) bei Leipzig. Während er von einer Telefonzelle aus mit seiner Familie in Portugal telefonierte, verlor das deutsche Fußballteam bei der Weltmeisterschaft in Frankreich gegen Kroatien 0:3 und schied damit aus dem Turnier aus. Dies nahmen Neonazis zum Anlass, Jagd auf Migrant*innen zu machen. Nuno Lourenço und seine Kollegen wurden von Neonazis aus Leipzig und dem Leipziger Umland angegriffen. Während seine Kollegen fliehen konnten, schlugen die mit Eisenketten bewaffneten Angreifer auf Nuno Lourenço ein und schnürten ihm die Kehle zu, bis er am Boden lag. Sie traten weiter mit Springerstiefeln auf ihn ein. Dabei schrien sie rassistische Parolen.

Nuno Lourenço wurde nach dem Angriff mit schweren Verletzungen und inneren Blutungen in ein Leipziger Krankenhaus gebracht. Am 29. Dezember 1998, ein knappes halbes Jahr (später) nach der Tat, starb Nuno Lourenço in Folge des Angriffs an seinen schweren Verletzungen in Portugal.

Als Haupttäter wurde der 21-jährige Andreas Sch. aus Böhlen bei Leipzig ermittelt. Dieser soll mehrmals mit Springerstiefeln gegen den Kopf von Nuno Lourenço getreten haben. Nach eigener Aussage, habe er es dabei knacken gehört. Im Nachgang der Tat sagte er: „Hätte ich ein Messer gehabt, hätte ich dieses Schwein abgestochen.“

Für die Staatsanwaltschaft war das Tatmotiv „Ausländerfeindlichkeit“ klar. Die angeklagten Neonazis gaben selber an, „Ausländer hacken“ zu wollen. Die Anklage lief auf versuchten Totschlag bzw. gefährliche Körperverletzung hinaus. Bei der Urteilsverkündung am 20. September 1999 stellte das Gericht nach mehreren Monaten zwar fest, dass Nuno Lourenço an den Folgen der Tat gestorben sei, doch sei es nicht nachweisbar, dass die Angeklagten seinen Tod billigend in Kauf genommen oder mit Vorsatz gehandelt hätten. Andreas Sch. wurde zu einer Jugendstrafe von vier Jahren verurteilt, seine Mittäter erhielten Bewährungsstrafen und gemeinnützige Arbeitsstunden.

Der Haupttäter trat seine Haftstrafe erst an, als das ARD-Magazin „Monitor“ die Tatsache skandalisierte, dass der zuständige Richter am Leipziger Landgericht, Norbert Göbel, keinen Termin für den Haftantritt bestimmt hatte. Ebenfalls hatte es die Kammer unterlassen, angeblich „versehentlich“, über die Kosten der Nebenklage zu entscheiden. Gleichzeitig wurde darauf verzichtete den angeklagten Neonazis die Kosten des Verfahrens aufzuerlegen. Damit verschuldete sich die Witwe Noemia Lourenço mit über 17.500 Euro, da sie als Nebenklägerin für die Unterbringung und Fahrtkosten der Zeugen*innen aus Portugal aufkommen musste.

Nuno Lourenço wird erst seit 2009 als Opfer rechter Gewalt in offiziellen staatlichen Statistiken aufgezählt. Warum dies mehr als zehn Jahre gedauert hat, bleibt bis heute offen. Viele der damaligen Täter leben heute wieder ungestört in ihrer alten Nachbarschaft, auch hier vor Ort.

Wir wollen, dass Menschen wie Nuno Lourenço nicht vergessen werden, Menschen, die nicht ins rassistische Weltbild von deutschen TäterInnen passten und deshalb ihr Leben lassen mussten.

Niemand wird vergessen, nichts ist vergeben. Organisiert euch in antifaschistischen Strukturen.

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Antifaschistischer Gedenrundgang nach Markleeberg und Gaschwitz: Redebeitrag zum ehemaligen KZ-Außenlager am Equipagenweg

Im Equipagenweg, am sogenannten „Wolfswinkel“, entstand 1944 das KZ-Außenlager Markkleeberg. Es war eines von insgesamt acht Außenlagern des Konzentrationslagers Buchenwald im Raum Leipzig.

Das KZ-Außenlager Markkleeberg gehörte zur Firma Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG Dessau. Die Firma produzierte Flugzeuge für die deutsche Luftwaffe und war einer der bedeutendsten Rüstungsbetriebe im Zweiten Weltkrieg. Ab 1943 baute der Betrieb seinen Standort in Markkleeberg aus, dafür wurden weitere, vor allem billige Arbeitskräfte benötigt.

Ab Herbst 1943 wurde im Equipagenweg ein Barackenlager mit insgesamt 7 Baracken für weibliche KZ-Häftlinge errichtet. Der Großteil der in diesem Lager inhaftierten Frauen und Mädchen waren ungarische Jüdinnen, die im Jahr 1944 von Auschwitz-Birkenau nach Markkleeberg deportiert wurden. Im Februar 1945 wurden zudem 125 französische Widerstandskämpferinnen in das Lager gebracht. Insgesamt waren dort über 1500 Frauen und Mädchen bis zur Auflösung des Lagers inhaftiert.

Das Lager wurde außen von SS-Männern und innen von weiblichen KZ-Aufseherinnen bewacht. Der Kommandoführer des Lagers war der SS-Oberscharführer Alois Knittel, der aufgrund seiner Brutalität besonders gefürchtet war.

Die Häftlinge wurden in Tag- und Nachtschichten in der Fertigung von Flugzeugtriebwerken bei der Firma Junkers eingesetzt. Ein Teil der Häftlinge musste auch lagerinterne Arbeiten übernehmen, andere wurden in einem Baukommando eingesetzt.

Unter den Häftlingen des Lagers war auch die 1930 geborene ungarische Jüdin Zahava Stessel. Im Mai 1944 wurde ihre gesamte Familie in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Dort wurden alle Familienmitglieder außer Zahava und ihre ein Jahr jüngere Schwester ermordet.
Zahava und ihre Schwester wurden als „arbeitsfähig“ selektiert und Anfang Dezember 1944 zusammen mit 300 weiteren ungarischen Jüdinnen über Bergen-Belsen nach Markkleeberg deportiert.

2009 erschien Zahava Stessels Buch: „Snowflowers“, in dem sie detailliert das Lager und die Lebens- und Arbeitsbedingungen schildert. Im Folgenden wollen wir einige Stellen aus ihren Erinnerungen zitieren:

„Ein gepflasterter Zugang führte von der Straße ins Lager hinein. Auf der anderen Seite waren kleine Häuser; (…). Es gab Wachtürme an drei Ecken des Zauns und große Suchscheinwerfer. Elektrisch geladener Stacheldraht umgab das Lager.“. Die Baracken seien „ungeheizt, kalt und feucht“gewesen.

„Die zweistöckigen Etagenbetten bestanden aus dünnen Holzleisten (…). Jedes hatte einen Strohsack als Matratze. Mit weiteren ankommenden Transporten wurde der Platz knapper (…).“

Zahava wurde anfangs nicht in der Flugzeugfertigung eingesetzt. Zu groß war die Angst der Deutschen, dass neu ins Lager gebrachte Häftlinge Krankheiten mitbringen würden. Zahava musste stattdessen Schwerstarbeit in einem nahegelegenen Steinbruch verrichten:

„Die Arbeit in jenen Kommandos war körperlich eines der härtesten Dinge, die wir zu ertragen hatten. Der Steinbruch war ein berüchtigter Ort, geschaffen für besondere und ungestörte Mißhandlung durch die SS. Die Frauen schufteten in der bitteren Kälte ohne jegliche Art von Schutzkleidung. (…). Die Arbeit war nicht nur körperlich zermürbend, sondern auch gefährlich. (…). (….). Der Steinbruch war nicht weit von den Baracken, auf der anderen Seite der Straße. (…) Vor Angst und Kälte schlotternd, lehnten wir auf unseren Schaufeln und Hacken, um etwas zu rasten. Knittel rannte zu uns (…). Ihm reichte unsere Arbeit nicht, weshalb er begann in alle Richtungen zu schlagen. Ich fühlte das Ende der Peitsche auf meinem Rücken und es schmerzte schrecklich (….).“

Auch im Lager waren die Häftlinge ständig der Gewalt durch die SS ausgesetzt, so erinnert sich Zahava Stessel an die täglichen stundenlangen Appelle:

„Es war qualvoll, stundenlang stillzustehen. Unsere Beine schmerzten in der starren, unbeweglichen Stellung. Für die Kranken konnte es lebensbedrohlich sein. (…). (…). Schließlich kam Knittel (…). Wie die Aufseherinnen benutzte er seinen Stock, um zu schlagen, wenn ihm das Aussehen eines Arbeitsanzuges nicht gefiel oder die Art, wie jemand stand.“

„Unsere Gedanken drehten sich ständig um das Essen. (…). Nahrungsbeschaffung und Arbeit dominierten unsere Existenz.“

„Nichts gehörte uns mehr. Die Deutschen nahmen unsere Kleidung, die Schuhe, unsere Haare und Namen. Wir hatten immer Hunger, waren durchweg müde, dreckig und in einem Zustand der Erschöpfung (..). Die meiste Zeit waren wir (…) ernsthaft krank.“

Am 13. April 1945 wurde das Lager aufgelöst und die Häftlinge von der SS auf einen sogenannten Todesmarsch getrieben. Viele Häftlinge brachen währenddessen kraftlos am Straßenrand zusammen oder wurden von der SS erschlagen oder erschossen. Einigen Häftlingen gelang die Flucht, andere wurden erst nach 2 oder 3 Wochen von den Alliierten befreit.

Zahava Stessel überlebte die Shoa. Nachdem sie nach dem Krieg zunächst nach Ungarn zurückkehrte, wanderte sie später erst nach Israel und später in die USA aus. Zahava Stessel lebt heute in New York.

Der Lagerkommandant und die Aufseher und Aufseherinnen des KZ-Außenlagers Markkleeberg wurden nie für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen. Ein in den 1960er Jahren eingeleitetes Ermittlungsverfahren wurde 1971 eingestellt.

Das ehemalige Lagergelände ist heute noch vom Grundriss her erkennbar. Einige der ehemaligen Baracken sind noch erhalten, sie werden seit 1945 für Gewerbe genutzt.

Zu DDR-Zeiten wurde ein erster Gedenkstein vor Ort errichtet. 1998 wurde dieser auf Initiative einer Überlebenden aus Israel von der Stadt Markkleeberg mit einer neuen Gedenktafel versehen. Zahava Stessel besuchte anlässlich der Einweihung der Gedenktafel 1998 erstmals wieder Markkleeberg und das ehemalige Lagergelände.

Das KZ-Außenlager Markkleeberg und die hier an den Frauen und Mädchen begangenen Verbrechen passierten direkt vor den Augen der Bevölkerung, inmitten deren Alltag und vor deren Haustür. Doch wie vielerorts herrschte auch in Markkleeberg nach dem Krieg Schweigen, laut Zahava Stessel behaupteten viele Einwohner_innen nach 1945, sie hätten von dem Lager nichts gewusst. Sie selbst erinnere sich aber noch sehr genau an die Wohnhäuser neben dem Lager, deren Bewohner von den Balkonen Blick auf den Appellplatz hatten.

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