Lieblingsmodemarke von Neonazis sucht offenbar nach neuem Ladenlokal in Leipzig

Das linke Aktionsbündnis Ladenschluss warnt vor erneutem Ärger mit einem Geschäft für Nazi-Mode. Zwar wird der seit fast zwei Jahren heftig umstrittene Thor-Steinar-Laden in der Innenstadt nach einem Rechtsstreit Ende Juni geräumt. Doch es sei zu befürchten, so das Bündnis, dass die Betreiber längst nach neuen Geschäftsräumen in Leipzig Ausschau halten.

aus: Leipziger Volkszeitung vom 29.4.2009

„Wir wollen Immobilienbesitzer, Vermieter von Gewerberäumen, Einkaufszentren sowie Bürgervereine für diese Problematik sensibilisieren“, sagt Juliane Nagel, Mitglied des Landesvorstandes der Linken. Deshalb habe sich das Bündnis mit Briefen an entsprechende Interessenvertretungen und Organisationen sowie den Einzelhandel gewandt. „Nach Beratung mit der städtischen Fachstelle Extremismus und Gewaltprävention“, so Nagel. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre zeigten, dass die Verkäufer der bei Rechtsextremisten beliebten Modemarke „sich oft hartnäckig an die Mietobjekte klammern und auf eine Kündigung des Mietvertrages seitens der Vermieter ein langer und kostspieliger Rechtsstreit folgt“.
Wie berichtet, war es seit der Eröffnung des Thor-Steinar-Ladens im September 2007 in der Richard-Wagner-Straße zu erbitterten Protesten der linken Szene und Anschlägen gekommen. Der Vermieter, die Berliner Immovaria, fühlte sich von Uwe Meusel, bislang Chef des Thor-Steinar-Herstellers Mediatex, über das tatsächliche Sortiment getäuscht und klagte. Erst nach unzähligen Gerichtsverhandlungen durch mehrere Instanzen verpflichtete sich Meusel im März im Rahmen eines Vergleichs, sein Geschäft bis Ende Juni aufzugeben.
An einen kompletten Rückzug von Thor Steinar glaubt das Ladenschluss-Bündnis allerdings nicht. „Ein Rechtsvertreter der Mediatex GmbH hat sich im Rahmen der Verhandlung am Oberlandesgericht entsprechend geäußert, dass versucht werde, neue Gewerberäume in Leipzig anzumieten“, berichtet Nagel. Befeuert werden die Spekulationen durch den Einstieg des Immobilien-Tycoons Faysal al Zarooni aus Dubai bei Mediatex im vorigen November. Dessen Wirtschaftsprüfer Mohammed M. Aweidah (31) fungiert mittlerweile laut Handelsregister des Amtsgerichts Potsdam als neuer Geschäftsführer der Thor-Steinar-Firma. Mit diesem Investoren-Engagement gingen Ankündigungen einher, weltweit expandieren zu wollen. Auch in Deutschland sollen neue Filialen eröffnet werden. Derzeit gibt es bundesweit neun Läden.
Nach Informationen des Ladenschluss-Bündnisses sollen 20 weitere Geschäfte eröffnet werden. Leipziger Vermietern wird deshalb empfohlen, „sich vor Vertragsabschlüssen sorg- fältig über die Interessenten und deren Warensortiment zu informieren“, so Nagel. „Solche Angaben werden von den Herstellern rechtsextrem aufgeladener Marken-Bekleidung meist gut getarnt.“ Frank Döring

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