It works! … wie lange noch?

Am 1. Mai in Leipzig: 3 Sterndemonstrationen und eine gemeinsame arbeitskritische Demo. Das Ladenschluss-Bündnis ruft auf zum „Demo-Arm“ gegen Repression und Überwachung ab 13:00 Westplatz und dann „für ein ganz Anderes“ ab 15:00 ab Südplatz

It works



Für die Freiheit, für das Leben!

Der arme Staat. Dauernd muss er sich entscheiden. Zum Beispiel: Freiheit oder Sicherheit!? Da geht wohl nur eins. Sagt der Staat. Und er denkt: die BürgerInnen wollen Sicherheit. Vor schlimmen Attacken, dem „Terrorismus“. Wer freiheitlich leben will, bedroht diese Sicherheit. Denkt der Staat. Den Staat bedrohen nämlich abweichende, ergo böse Menschen. Das geht natürlich nicht. Deswegen muss der Staat vorbeugen. Und dazu muss der Staat Bescheid wissen. Über alle. Was alle machen und was sie machen werden. Was sie für böse Sachen tun könnten? Und dann sagt er, der Staat: Er schützt seine BürgerInnen. Dabei schützt er sie vor sich selber. Er macht alle zu potentiellen TäterInnen. Der arme Staat leidet unter Kontrollwahn.
Immer öfter haben Menschen mit staatlicher Repression zu tun. Repression ist die autoritäre und physisch oder psyschisch gewaltsame Zurückdrängung von dem, was als „anders“ oder „störend“ empfunden wird. Staatliche Organe und Institutionen agieren zunehmend repressiv und freiheitsfeindlich gegenüber unliebsamen Personen, Gruppen oder Ansichten. Die Repression kann dabei ganz verschiedene Züge annehmen. Beispielsweise setzen die Überwachungskameras, welche uns im öffentlichen Raum auf Schritt & Tritt verfolgen, die Unschuldsvermutung pauschal für alle Menschen außer Kraft. Sie entziehen uns allen einen Teil unserer Privatsphäre. Auch die Pläne zur Onlinedurchsuchung oder die seit Jahren erweiterten Überwachungsgesetze weisen in eine eindeutige Richtung.
Letztlich steht aber nicht nur die Perspektive für linke emanzipatorische Lebensentwürfe auf dem Spiel, sondern die Grundlage des bürgerlichen Rechtsstaates. Dies muss noch viel mehr öffentlich diskutiert werden! Mit der Demonstration am 1. Mai möchten wir gemeinsam mit anderen Gruppen gegen diese und andere Missstände auf die Straße gehen, Kritik an den Zuständen äußern und linke emanzipatorische Positionen in die Öffentlichkeit bringen. Raus zum schönen Leben!

Die Ladenschluss-Bündnis-Demo wird am Südplatz mit den zwei weiteren Demos zusammentreffen:

* Gegen Rassismus/ Diskriminierung, 13:00 ab Conne Kreuz
* Für Freiräume, 13:00 ab Str. des 18. Oktober/ Johannisplatz

Gemeinsam gehts gegen 15:00 ab Südplatz mit folgendem Aufruf in die Innenstadt:

Ein-Euro Jobs, prekäre Arbeitsverhältnisse, wenig oder unbezahlte Praktika und unwürdige staatliche Zuwendungen prägen unsere Lebensrealität. Ein sozial sicheres Leben geschweige denn freie Entfaltung rücken in immer weitere Ferne.
Es ist die kapitalistische Wirtschaftsweise, die uns in Erwerbsarbeitsverhältnisse zwingt, die uns mehr und mehr Rastlosigkeit abverlangt und Freiräume einschränkt. Dabei bestimmen nicht wir selbst über Sinn und Zweck der verausgabten Arbeitskraft. Auf dem Markt werden die Produkte unseres Tuns zu Waren und werfen im Tausch Profit ab. Dieser kommt den Eigentümer_innen der Produktionsmittel zugute und wird in der Regel, zum Beispiel zum Zwecke der Expansion und Innovation, wieder in den Produktionsprozess eingespeist.
Die Produzent_innen – sprich Arbeitenden – bekommen einen Abschlag des Profits als Lohn.
Was lange Zeit als Klassenkompromiss zwischen Kapital und Arbeit funktionierte und mit der Erkämpfung sozialer Sicherungssysteme – Arbeitslosengeld, Rente oder Krankenversicherung – einherging, erodiert heute.
Nicht erst mit der Finanzkrise sinken Löhne und werden Sozialleistungen gekappt. Die Zahl derer, die aus dem Erwerbsarbeitssystem herausfallen wächst und damit die zweifelhafte Gewissheit ein prekäres Leben führen zu müssen und gesellschaftliche Anerkennung zu verlieren.

Mit dem Neoliberalismus brachen und brechen marktwirtschaftliche Mechanismen, Konkurrenz- und Leistungsdenken immer stärker in soziale Lebensverhältnisse, aber auch in uns selbst ein. Das Leben wird zum permanenten Kampf ums Überleben, um „Selbstverwirklichung“ – in Konkurrenz zu jedem und jeder neben uns. Selbst die „Freizeit“, die Zeit, in der sich Arbeitskraft reproduzieren soll, unterliegt heute dem Diktat der Rastlosigkeit: Kreativität und Verausgabung sind auch hier bestimmende Prinzipien.

Dass uns die derzeitige Situation kaum Handlungsspielraum für ein wirklich selbstbestimmtes Leben bietet, liegt auf der Hand.
Die Frage, wofür wir eigentlich leben und wie wir unsere Bedürfnisse fernab des kapitalistischen Wirtschaftsprinzips decken können, gehört endlich ins Zentrum der öffentlichen Debatte.
Wir sind überzeugt, dass wir in einer technologisch hochentwickelten Welt leben können, die es allen Menschen ermöglichen könnte ein Leben ohne Arbeitszwang und Ausbeutung zu führen, eine Welt, in der wir dem kapitalistischen Raubbau an den natürlichen Lebensgrundlagen ein Ende setzen.
Die Verhältnisse gehören vom Kopf auf die Beine gestellt: nicht Arbeit an und für sich, sondern der Mensch und seine Bedürfnisse müssen Ausgangspunkt für gesellschaftliche Reproduktion sein, und das weltweit.

Wir erheben den Anspruch auf Hedonismus- auf Freude, Lust, Genuss und ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit für alle Menschen! Hedonismus ist nicht der Motor einer dumpfen, materialistischen Spaßgesellschaft, sondern die Chance zur Überwindung der bestehenden Zwänge.

Wir wollen mehr Freiräume und ein Leben jenseits sozialer Unsicherheit und Normierungszwang.
Wir wollen zuallererst unsere Lebenswelt gestalten und diese nicht in die Hände anderer legen.
Wir wollen selbst bestimmen was wir zum Leben brauchen und dies nicht einer abstrakten Kapitallogik überlassen.
Damit wird unser Anliegen zu einem, das die gesamte Gesellschaft betrifft.

Solidarisiert auch ihr euch mit den Leuten, die streiken, protestieren und sich für ein schönes Leben einsetzen.

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