Antifaschistische Radtour 09. Mai, 14 Uhr, Rabet

Wir schwingen uns wieder auf den Sattel um sowohl historische Orte nationalsozialistischen Terrors als auch aktuelle Treffpunkte der radikalen Rechten sichtbar zu machen.

Schon seit Jahren sind rechte Kampfsportgyms bekannt als Trainigsorte militanter Neonazis. Es sind genau diese Orte, an denen sie für den Straßenkampf trainieren und menschenverachtende Männerbünde sich organisieren und Nachwuchs rekrutieren. Auch zuletzt wurde dies nur zu deutlich, als beim widerlichen Volksfest der Coronaleugner_Innen und Impfgegner_Innen am 07.11.20 zahlreiche Neonazikampfsportler und Hooligans in der leipziger Innenstadt die Auseinandersetzung suchten und teils bewaffnet Antifaschist_Innen angriffen. Es waren wieder die selben Gesichter aus den selben Zusammenhängen, die schon seit Jahren für zahlreiche Angriffe verantwortlich gemacht werden und immer wieder Präsenz zeigen, wenn rechte Raumnahme möglich erscheint.

Aus diesem Grund wollen wir mit der diesmaligen antifaschistischen Radtour die Rückzugs- und Trainingsorte dieser Täter_Innen ansteuern und sichtbar machen.

Zuerst möchten wir mit euch zusammen die Kamenzer Straße 10/12 besuchen. Ein Gebäudekomplex, in dem sich bis 1945 das größte Frauenaußenlager des KZ Buchenwald befand. In den letzten Jahren fiel das Gelände als Trainingsort des neonazistischen „Imperium Fight Team“ rund um den bekannten Neonazihooligan und Wurzener Stadtrat Benjamin Brinsa auf. Und auch als Treffpunkt der neonazistischen Rockerclique „Rowdys Eastside“, sowie als Ort für Neonazikonzerte ist die Kamenzer Straße bekannt.

Im Anschluss wird uns unser Weg nach Paunsdorf führen, wo wir am “Bushido-Sportcenter“ halt machen werden. Das “Sportcenter“, wie es sich selber nennt, ist Trainingsort des “Bushido Free Fight Team“ rund um die bekannten Neonazis Marko Zschörner und Martin Krause. Beide tauchten auch am 07.11.2020 in Leipzig auf und suchten zusammen mit den durch die Stadt marodirenden Hooligangruppen die Auseinandersetzung. Zschörner fiel dabei besonders auf, als er sich vermeintlich bewaffnet an Auseinandersetzungen rund um die Moritzbastei beteiligte.

Eine weitere Station auf unserer Route ist ein neuer Trainigsort des „Imperium Fight Team“ in Taucha. Ob und in wie weit das neue Gym in Taucha den Trainingsort in der Kamenzer Straße ablöst ist bisher noch nicht ganz klar. Allerdings verdeutlicht die mögliche Expansion des Schlägerteams rund um Brinsa und zahlreiche Beteiligte am Angriff auf Connewitz im Januar 2016, dass auch in Taucha mit Versuchen einer rechten Raumnahme durch die Neonazikampfsportler zu rechenen ist. Dies muss sichtbar gemacht werden.

Also kommt am 09.05. um 14 Uhr gut vorbereitet mit Fahrrad und Proviant zum Rabet. Wir werden unsere diesmalige antifaschistische Radtour anmelden. Da wir direkt an Orten der Neonazikampfsportszene halt machen und dort auch im Zuge des einen oder anderen Beitrags verweilen werden, ist es wie immer gut sich vorher auf unsere Tour vorzubereiten und am besten nicht allein zu kommen. Masken sind natürlich aus mehreren Gründen nach wie vor angebracht.

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Beiträge zu rechten Akteuren im Kampfsport in Leipzig

Wir dokumentieren im Folgenden zwei Beiträge zu rechten Akteuren im Kampfsport in Leipzig. Der Artikel Neonazistische und rechtsoffene Gyms stammt aus der Broschüre Leipziger Zustände 2021 von chronikLE, die ihr hier finden könnt:

Leipziger Zustände 2021

Der Artikel beschäftig sich mit den Stukturen der rechten Kampfsportszene in Leipzig. In der Broschüre findet sich der Artikel auf den Seiten 102–105 und wir haben ihn hier auch noch mal dokumentiert:

Neonazistische und rechtsoffene Gyms

Der zweite Beitrag Leipzig „Querdenken 711“ – bewaffnete Angriffe durch bekannte Neonazi-Kampfsportler und Trainer wurde bei Runter von der Matte veröffentlich und beschäftigt sich mit der Beteiligung von Akteuren der rechten Kampfsportszene in Leipzig an Angriffen rund um die Querdenken Demonastration am 7. November 2020 in Leipzig. Der Aritkel kann hier nachgelesen werden:

Leipzig „Querdenken 711“ – bewaffnete Angriffe durch bekannte Neonazi-Kampfsportler und Trainer

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Antifaschistischer Spaziergang 20.10.2020, 15:00 Uhr, Moritzbastei

Ihr seid eingeladen zu einem antifaschistischen Spaziergang durch das Leipziger Zentrum. Wir möchten mit euch zusammen Orte mit aktueller Relevanz für rechtsradikale Strukturen aufsuchen und über diese informieren. Konkret geht es um Personen und Strukturen in Justiz und Burschenschaften sowie aus dem Sicherheits- und Veranstaltungsgewerbe. Es wird einzelne Kundgebungen mit Redebeiträgen an den jeweiligen Orten geben.

Leipzig gilt als linke Hochburg, jedoch fällt bei genauerem Hinsehen auf, dass rechtsradikale Strukturen in dieser Stadt Tradition haben und mitnichten einfach verschwunden sind. Ein letzter Anlass machte dies erneut deutlich: Das Netzwerk rund um den sog. “Wiederstand Beuden” reicht über die Leipziger Burschenschaft Germania bis hinein in den Leipziger Justizapparat. Dies ist jedoch nur eine von mehreren rechtsradikalen Strukturen, auf die wir während des Spaziergangs aufmerksam machen wollen.

20. Oktober 2020 um 15 Uhr
Start an der Moritzbastei

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Antifaschistischer Gedenkrundgang nach Markleeberg und Gaschwitz

70 Teilnehmer*innen trafen sich mit Fahrrädern am Donnerstag den 6. August zu einem antifaschistischen Gedenkrundgang. Die Route führte vom Leipziger Süden über Markleeberg nach Gaschwitz und zurück. Entlang der Strecke machte die Gruppe an verschiedenen Stationen mit historischem und aktuellem Bezug halt. An diesen wurden kurze Redebeiträge mit Informationen zu den einzelnen Orten gehalten.

Der erste Halt war der Equipagenweg in Markleeberg. Hier befand sich von 1944 bis zum 13. April 1945 ein Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald. Im Redebeitrag wurde auf die Geschichte des Lagers eingangen und Berichte der Zeitzeugin Zahava Stessel vorgetragen.

Redebeitrag Equipagenweg: https://ladenschluss.noblogs.org/2020/08/06/antifaschistischer-gedenrundgang-nach-markleeberg-und-gaschwitz-redebeitrag-zum-ehemaligen-kz-aussenlager-am-equipagenweg/

Die nächste Station führte die Gruppe zur Neusässer Straße in Markleeberg. Teilnehmer*innen der Tour schlugen spontan einen Zwischenstopp vor und klärten die Gruppe über den Ort auf. Hier betreibt der Zahnarzt Gunnar G. seine Praxis. Laut Recherchen der Taz und von Sachsen-Anhalt Rechtsaußen gehört G. mutmaßlich zu einer Gruppe rechtsradikaler Prepper aus Sachsen und Sachsen-Anhalt die sich in Chatgruppen auf einen vermeintlich bevorstehenden “Rassenkrieg” vorbereiteten und für diesen Fall einen Rückzugsort im Ort Beuden in der Nähe von Krostiz bei Leipzig einrichten wollten. Teile der Gruppe sind auch Mitglieder der rechtsradikalen Burschenschaft Germania aus Leipzig.

Die letze Station wurde schließlich in Gaschwitz erreicht. Hier wurde am 4. Juli 1998 der portugiesische Zimmermann Nuno Lourenço von Neonazis aus Leipzig und dem Leipziger Umland angegriffen. Die Neonazis hatten nach der Niderlage der deutschen Fußballnationalmannschaft bei der WM in Frankreich beschlossen Jagd auf Migrant*innen zu machen. Nuno Lourenço wurde bei dem Angriff so schwer verletzt, dass er ein knappes halbes Jahr nach der Tat in Folge seiner Verletzungen verstarb. Im Redebeitrag wurde über die Details der Tat und den desaströsen Umgang der Justiz mit dieser berichtet.

Redebeitrag Gaschwitz: https://ladenschluss.noblogs.org/2020/08/06/antifaschistischer-gedenkrundgang-nach-markleeberg-und-gaschwitz-redebeitrag-gaschwitz-zum-rassistischen-angriff-auf-nuno-lourenco-am-4-juli-1998/

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Antifaschistischer Gedenkrundgang nach Markleeberg und Gaschwitz: Redebeitrag Gaschwitz zum rassistischen Angriff auf Nuno Lourenço am 4. Juli 1998

Niemand ist vergessen.

Der rechte Terror ist in Deutschland schon längst trauriger Alltag, wie hier in Gaschwitz zu sehen ist.

Der portugiesische Zimmermann Nuno Lourenço war wegen eines Montage-Auftrages für ein halbes Jahr nach Deutschland gekommen. Er arbeitete auf der heutigen MDR-Zentrale im Leipziger Süden.

Am 4. Juli 1998, Nuno Lourenços 49. Geburtstag, verließ er mit vier Kollegen die gemeinsame Unterkunft in Gaschwitz (Markkleeberg) bei Leipzig. Während er von einer Telefonzelle aus mit seiner Familie in Portugal telefonierte, verlor das deutsche Fußballteam bei der Weltmeisterschaft in Frankreich gegen Kroatien 0:3 und schied damit aus dem Turnier aus. Dies nahmen Neonazis zum Anlass, Jagd auf Migrant*innen zu machen. Nuno Lourenço und seine Kollegen wurden von Neonazis aus Leipzig und dem Leipziger Umland angegriffen. Während seine Kollegen fliehen konnten, schlugen die mit Eisenketten bewaffneten Angreifer auf Nuno Lourenço ein und schnürten ihm die Kehle zu, bis er am Boden lag. Sie traten weiter mit Springerstiefeln auf ihn ein. Dabei schrien sie rassistische Parolen.

Nuno Lourenço wurde nach dem Angriff mit schweren Verletzungen und inneren Blutungen in ein Leipziger Krankenhaus gebracht. Am 29. Dezember 1998, ein knappes halbes Jahr (später) nach der Tat, starb Nuno Lourenço in Folge des Angriffs an seinen schweren Verletzungen in Portugal.

Als Haupttäter wurde der 21-jährige Andreas Sch. aus Böhlen bei Leipzig ermittelt. Dieser soll mehrmals mit Springerstiefeln gegen den Kopf von Nuno Lourenço getreten haben. Nach eigener Aussage, habe er es dabei knacken gehört. Im Nachgang der Tat sagte er: „Hätte ich ein Messer gehabt, hätte ich dieses Schwein abgestochen.“

Für die Staatsanwaltschaft war das Tatmotiv „Ausländerfeindlichkeit“ klar. Die angeklagten Neonazis gaben selber an, „Ausländer hacken“ zu wollen. Die Anklage lief auf versuchten Totschlag bzw. gefährliche Körperverletzung hinaus. Bei der Urteilsverkündung am 20. September 1999 stellte das Gericht nach mehreren Monaten zwar fest, dass Nuno Lourenço an den Folgen der Tat gestorben sei, doch sei es nicht nachweisbar, dass die Angeklagten seinen Tod billigend in Kauf genommen oder mit Vorsatz gehandelt hätten. Andreas Sch. wurde zu einer Jugendstrafe von vier Jahren verurteilt, seine Mittäter erhielten Bewährungsstrafen und gemeinnützige Arbeitsstunden.

Der Haupttäter trat seine Haftstrafe erst an, als das ARD-Magazin „Monitor“ die Tatsache skandalisierte, dass der zuständige Richter am Leipziger Landgericht, Norbert Göbel, keinen Termin für den Haftantritt bestimmt hatte. Ebenfalls hatte es die Kammer unterlassen, angeblich „versehentlich“, über die Kosten der Nebenklage zu entscheiden. Gleichzeitig wurde darauf verzichtete den angeklagten Neonazis die Kosten des Verfahrens aufzuerlegen. Damit verschuldete sich die Witwe Noemia Lourenço mit über 17.500 Euro, da sie als Nebenklägerin für die Unterbringung und Fahrtkosten der Zeugen*innen aus Portugal aufkommen musste.

Nuno Lourenço wird erst seit 2009 als Opfer rechter Gewalt in offiziellen staatlichen Statistiken aufgezählt. Warum dies mehr als zehn Jahre gedauert hat, bleibt bis heute offen. Viele der damaligen Täter leben heute wieder ungestört in ihrer alten Nachbarschaft, auch hier vor Ort.

Wir wollen, dass Menschen wie Nuno Lourenço nicht vergessen werden, Menschen, die nicht ins rassistische Weltbild von deutschen TäterInnen passten und deshalb ihr Leben lassen mussten.

Niemand wird vergessen, nichts ist vergeben. Organisiert euch in antifaschistischen Strukturen.

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